Der Sommer war sehr groß

Gestern haben wir die letzten Trauben des Jahres geerntet! Gesundes Lesegut, hohe Mostgewichte, eher geringe Erntemengen – so ließe sich der Herbst zusammenfassen. Unsere erste Bilanz des Jahrgangs 2020.

Ja, groß war er, dieser Sommer, heiß und trocken. 80 Sommertage über 25 Grad Celsius haben wir in Gau-Algesheim gezählt. Schon das Frühjahr startete trocken, auch im Juli, August, bis tief in den September fielen praktisch keine Niederschläge in unseren Weinlagen.

Wir können uns nicht erinnern, jemals im Herbst durchweg so gesunde Trauben eingebracht zu haben, ohne Pilz- oder sonstige Krankheiten. Bereits im Sommer konnten wir aufgrund der trocken-heißen Witterung den Pflanzenschutz auf ein Minimum reduzieren. Die Mostgewichte bewegen sich auf hohem Niveau. Also ein Spitzenjahrgang!? Weinkenner wissen, dass hohe Zuckergehalte in den Trauben nicht immer gewünscht sind. Während der Gärung wandeln sich die Zucker zu Alkohol. Tendenziell führen also hohe Mostgewichte zu alkoholreichen Weinen. Die vielen Sonnenstunden haben außerdem zum verstärkten Säureabbau in der Traubenbeeren geführt. Gerade unsere deutschen Weißweine gewinnen ihre Aromatik jedoch aus dem Zusammenspiel von Säure und Zucker.

Riesling Weingut Kronenhof
Die gesunden Riesling-Trauben durften bis ganz zum Schluss im Weinberg hängen bleiben.

Unseren Grauburgunder haben wir deshalb schon Anfang September gelesen, mit 93° Oechsle, um einen zu hohen Alkoholgehalt im späteren Wein zu vermeiden. Früher war der Grauburgunder einer der letzten Weinberge unserer Lese, im Oktober war er fällig. Der trocken-heiße Sommer forderte auch von der Erntemenge ihren Tribut. Im Durchschnitt haben wir etwa 5.500 Liter je Hektar geerntet. Da wir schon immer auf Qualität statt auf Quantität gesetzt haben, beunruhigt uns diese Tatsache für sich genommen gar nicht. Wohl aber die Häufung des Phänomens. Schon im dritten Jahr in Folge führt ein trockener Sommer zu niedrigen Erträgen bei hohen Mostgewichten in der gesamten Gemarkung. Besonders die jungen Weinberge leiden an Trockenstress, und so muss man kein Prophet sein um zu erkennen, dass der Klimawandel das Gesicht des Weinbaus in Rheinhessen verändern wird.

Aufs Orakeln, wie denn nun der Weinjahrgang 2020 schmecken wird, wollen wir uns noch nicht einlassen. Denn die Gärung im Keller hat mindestens so viel Einfluss auf die Weinqualität wie die die Trauben. Die ersten Weine gehen voraussichtlich im Frühjahr 2021 in die Flasche. Wir sind gespannt!

Bis dahin haben wir noch genügend Weine früherer Jahrgänge im Verkauf.

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